Nach der Umwandlung von Feuchtgebieten in Reisfelder stand Ruanda vor einem erheblichen Konflikt zwischen Nahrungsmittelsicherheit und öffentlicher Gesundheit, da der Reisanbau unbeabsichtigt fruchtbare Brutstätten für Mücken schuf, die Malaria übertragen. Die Regierung wandte sich der Wissenschaft zu, um diesen Konflikt zu lösen und wirksame Lösungen zu finden.
Diese Fallstudie veranschaulicht die praktische Anwendung wissenschaftsbasierter Strategien zum Ausgleich von Kompromissen bei manchmal konkurrierenden SDGs. Es ist eines von vielen Beispielen für umsetzbare Wissenschaft, die in der diesjährigen berichten, erstellt vom International Science Council und der World Federation of Engineering Organizations für die 2024 Hochrangiges politisches Forum für nachhaltige Entwicklung.
Von der Wissenschaft zur Tat: Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Lösungen zur Förderung einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Entwicklung
Um die lokale Nahrungsmittelversorgung und das Einkommen der Bauern zu verbessern, leitete die ruandische Regierung eine Reihe von Maßnahmen ein, um Feuchtgebiete in Reisfelder umzuwandeln. Diese Ausweitung schuf jedoch unbeabsichtigt fruchtbare Brutstätten für Mücken, die Malaria übertragen, was zu einer starken Wiederausbreitung der Malaria nach früheren erfolgreichen Ausrottungsbemühungen führte. Dies betrifft insbesondere Reisbauernfamilien und Anwohner, die in der Nähe von Reisanbaugebieten leben.
Im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit wurde ein signifikanter Zielkonflikt zwischen SDG 2 (Ernährungssicherheit und Einkommen von Kleinbauern) und SDG 3 (Öffentliche Gesundheit und übertragbare Krankheiten) identifiziert und mithilfe des analytischen Rahmens des ISC abgebildet. Zielführung nach... SDG-Wechselwirkungen: Von der Wissenschaft zur Umsetzung. Diese Erkenntnisse widerlegen darüber hinaus das vorherrschende „Reis-Paradoxon“, nämlich die Annahme, dass höhere Einnahmen aus der Reisproduktion in Afrika südlich der Sahara das Malariarisiko aufgrund besserer Schutzmaßnahmen ausgleichen würden.
Im Fall Ruanda wurden speziell verschiedene Datentypen interdisziplinär kombiniert, um den Reisanbau mit der verstärkten Malariaübertragung in Zusammenhang zu bringen. Sozialwissenschaftler sammelten Erkenntnisse der Bevölkerung über Veränderungen der Malariainfektionsraten, ergänzt durch Daten aus malariometrischen Untersuchungen, Schnelltests für Malariainfektionen und der Moskitoüberwachung in und um Reisfelder durch medizinische und entomologische Teams.
Nachdem der Kompromiss zwischen den SDG-Zielen 2.3 und 3.3 gefunden war, wurde nach wissenschaftlichen Lösungen gesucht, wobei der Schwerpunkt auf Biolarviziden zur Kontrolle der Mückenpopulationen lag. Biolarvizidkampagnen wurden in enger Zusammenarbeit mit Reisbauernkooperativen erprobt und erwiesen sich als wirksame Lösung, ohne Reispflanzen, die Umwelt oder Menschen zu schädigen. Sowohl die Daten der Mückenüberwachung als auch die Wahrnehmung der Bauern selbst zeigten übereinstimmend, dass die Biolarvizidierung die Malaria-Fallrate reduzierte. Das Pilotprojekt zeigte auch, dass Reisanbaugemeinschaften die Biolarvizidkampagne erfolgreich selbst organisierten und dabei genauso erfolgreich waren wie von Experten geleitete Gemeinschaften.
Allerdings hat es sich als finanziell schwierig erwiesen, das Versprühen von Biolarviziden zur Routinetätigkeit zu machen. Um die Mobilisierung lokaler Ressourcen zu untersuchen, führten Forscher Bieterspiele durch, bei denen sie die Bereitschaft der Bauern untersuchten, sich finanziell zu beteiligen, und die Bereitschaft der lokalen Verbraucher, einen Aufpreis für „malariafreien“ Reis zu zahlen. Die Ergebnisse zeigten zwar beachtliche Beiträge, reichten jedoch nicht aus, um die Gesamtkosten zu decken, sodass staatliche und internationale Geberunterstützung erforderlich war. Diese Stellen könnten auch dazu beitragen, ein glaubwürdiges Zertifizierungssystem für „malariafreien“ Reis zu etablieren.
Die Forschungsergebnisse führten dazu, dass die politischen Silos rund um SDG 2 und SDG 3 aufgebrochen wurden. Dies zeigt sich an der kürzlich erfolgten Integration von Biolarvizid-Kampagnen in Ruandas offizielle Malaria-Strategie, bei der Reisanbaugebiete mit großflächigen Besprühungen mithilfe von Drohnentechnologie gezielt angegangen werden. Darüber hinaus wird das Malariarisiko nun in landwirtschaftlichen Projekten zunehmend berücksichtigt, beispielsweise in den vom Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung beratenen Projekten, die nun auch Umweltrisikobewertungen zur Eindämmung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten umfassen.
Foto von EarthFix (CC BY NC 2.0)